Ben Zwiehoff (20/Team Bergamont) vom MSV Essen-Steele 2011 feierte am vergangenen Wochenende den größten Erfolg seiner Radsport-Karriere. Bei der im saarländischen St. Wendel ausgetragenen MTB-Europameisterschaft gewann er gemeinsam mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille im Staffel-Wettbewerb.Für diesen nur im Rahmen von Welt- und Europameisterschaften ausgetragenen Wettbewerb schicken die teilnehmenden Nationen jeweils 4 Starter ins Rennen. Dabei ist vorgeschrieben, dass eine Frau, ein Juniorenfahrer und ein Fahrer der U23 zusammen mit einem Herren-Elitefahrer die Mannschaft bilden. Jeder dieser Fahrer hat eine Runde auf dem rd. 7 Kilometer langen Kurs zu fahren. Dieser Wettkampf nicht nur besonders prestigeträchtig, das Ergebnis zählt auch für die Nationenwertung der Weltrangliste, nach der u.a. die Anzahl an Olympiastartplätzen für jedes Land vergeben wird. Entsprechend hochkarätig werden diese Staffeln von allen Nationaltrainern besetzt, wobei die genaue Reihenfolge der Fahrer freigestellt ist. Dies führt zu zusätzlicher Spannung, da der Rennverlauf dadurch kaum vorherzusagen ist.
Zwiehoff, der aufgrund seiner bisherigen guten Saisonleistungen von Bundestrainer Peter Schaupp als U23-Fahrer nominiert wurde, war vor dem Start entsprechend nervös. „Die Nominierung für die Staffel bedeutet immer eine besondere Auszeichnung, daher bin ich sehr stolz“, kommentierte der junge Essener seine Aufstellung. „Ich werde alles tun, das Vertrauen, das in mich gesetzt wird, zu rechtfertigen“. Als Startfahrer sollte er der deutschen Mannschaft eine gute Ausgangsposition verschaffen und ohne Respekt ging Zwiehoff auch in das Rennen, in dem mit ihm u.a. Olympiamedaillengewinner das Rennen aufnahmen. Zur Überraschung der Zuschauer eroberte Zwiehoff bis zur Hälfte seiner Runde sogar die zweite Position, ehe ihn der Defektteufel ereilte. Durch starke Schläge in einer Abfahrt hatte sich Zwiehoff´s Hinterrad gelöst, so dass es beim Anbremsen in eine Kurve aus dem Rahmen herausrutschte. „In diesem Moment habe ich schon gedacht, dass alles aus ist“, erläuterte Zwiehoff die Situation. „Ich habe mich aber gezwungen ruhig zu bleiben, zunächst geschaut, was passiert ist, dann das Hinterrad wieder eingesetzt und bin dann hinter den anderen Fahrern her. Der Zeitverlust hielt sich so in Grenzen, auch wenn ich dadurch 6 Plätze verloren habe.“ Im zweiten Teil der Runde ging Zwiehoff dann volles Risiko und konnte den Rückstand bis auf 30 Sekunden verkürzen und als 6. auf den Juniorenfahrer Tobias Eise aus Hessen übergeben. Dieser fuhr, genauso wie die deutsche Frau, Helen Grobert, ein fantastisches Rennen. Als viertplatzierte Mannschaft übernahm Elitefahrer Moritz Milatz, der bereits einmal Europameister war, den Staffelstab. Auf seiner Runde gelang es ihm dann die vor den Deutschen liegenden Schweden und die spanische Mannschaft noch abzufangen, so dass Deutschland hinter den Franzosen Vize-Europameister wurde.
Für Zwiehoff war dies seine erste internationale Medaille, die ihn auch für das U23-Einzelrennen besonders motivieren sollte. Von Anfang an bestimmte er einen Tag später dort in der Spitzengruppe das Tempo mit und sorgte dafür, dass lediglich 8 Fahrer eingangs der letzten von 5 Runden auf der konditionell hoch anspruchsvollen Strecke in St. Wendel an der Spitze lagen und noch Siegchancen hatten. Auch wenn er dann in der rennentscheidenden Situation nicht mehr die Reserven hatte, den Gegnern Paroli zu bieten, war er mit dem 8. Platz unter Europas besten Mountainbiker sehr zufrieden. „Mit dem 8. Platz habe ich die direkte Qualifikation für die Weltmeisterschaften geschafft. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Es war mit der Silbermedaille in der Staffel zusammen ein perfektes Wochenende. Jetzt freue ich mich auf ein paar ruhigere Tage, bevor ich mich dann auf die Deutsche Meisterschaft Anfang Juli vorbereiten werde.“
Von seinen Vereinskameraden wurde Zwiehoff dann begeistert empfangen. Spontan hatten die Ruhrpottbiker vom MSV-Essen-Steele eine große Choreografie mit Spruchbändern vorbereitet und feierten so ihren Vize-Europameister bei Rückankunft in Essen. Gerührt bedankte sich Zwiehoff für diesen besonderen Moment. „Ihr seid wirklich die Allerbesten; ich bin total überwältigt über diese Gratulation. Ich bin stolz diesen noch jungen Verein repräsentieren zu dürfen“, sagte er nach der Ehrung durch den Vereinsvorstand.